Wenn Medienhäuser sparen... sollten PR-Büros und Medienstellen sich wehren

Unter Journalisten ist es ein Dauerthema: Verlage und Medienhäuser inklusive SRG müssen sparen. Die Folge: Der Zeitdruck in den Redaktionen steigt, Zeitungen werden dünner, Redaktionen versuchen Inhalte aus der «Community» zu generieren - und so weiter. Diese Entwicklung sollte nicht nur Journalisten und Medienfachleute beunruhigen, sondern auch PR-Menschen und UnternehmenskommunikatorInnen.

 

Auf den ersten Blick ist die Entwicklung durchaus positiv für PR-Büros und Medienstellen von Verwaltung und Unternehmen. Die Redaktionen stehen unter Zeitdruck und müssen mit immer weniger Personal ihre Spalten oder Sendungen füllen. Auf der anderen Seite bauen Verwaltung und Unternehmen ihre Medienstellen aus, Vereine und Verbände professionalisieren die Kommunikationsarbeit. Fazit: Die Macht und der Einfluss der «Inhaltslieferanten» wird natürlich immer grösser.

 

Medienstellen diktieren Agenda und Inhalte

Konkrete Beispiele verdeutlichen diese Entwicklung: Einige regionale Medienhäuser setzen zum Beispiel darauf, dass Ortsparteien, Vereine und lokale Behörden ihre Zeitungstexte gleich selber verfassen (Beispiel Aargauer Zeitung). Auch andere Zeitungen (das weiss ich aus eigener Erfahrung) übernehmen noch so gerne gut geschriebene (PR-)Medienmitteilungen 1:1 in ihre Blätter. So minimieren Redaktionen ihren Aufwand, und PR-Fachleute maximieren ihren Einfluss auf die Berichterstattung.

 

Gestresste Redaktionen haben natürlich auch weniger Zeit für aufwändige eigene Recherchen. Sie lassen sich deshalb gerne von einer durch Medienstellen und Kommunikationsagenturen gesetzten Agenda leiten... stürzen sich auf Medienmitteilungen und Medienkonferenzen, die ihnen die Suche nach eigenen Themen ersparen. Und: Ein gestresster, unvorbereiteter Journalist stellt im Normalfall auch nicht die wirklich kniffligen, kritischen Fragen.

 

Eine tolle Situation also für Kommunikationsfachleute, für die «Gegenseite» der Journalisten. Könnte man meinen. Und doch bin ich überzeugt, dass langfristig auch professionelle Kommunikatoren darauf angewiesen sind, dass Journalisten ihrer Arbeit seriös nachgehen können. Sparprogramme in Medienhäuser müssten auch auf der «Gegenseite» die Alarmglocken klingen lassen. Weshalb?

 

Gestresste Journalisten schaden auch ihrer «Gegenseite»

Fehlerquellen

Gestresste Journalisten arbeiten nachlässiger. Bitte erlauben Sie mir diese Pauschalisierung, die so natürlich nicht auf alle Journalisten zutrifft. Nachlässige Journalisten aber stellen eine Gefahr dar für Medienstellen und KommunikatorInnen.

Was nützt denn eine saubere Medienmitteilung, wenn sie kurz vor der Radiosendung vom Moderator noch schnell völlig falsch zusammengefasst wird?

 

Wer schon einmal eine Richtigstellung in einem Medium verlangen musste, der weiss, was ich meine. Massenmedien erreichen Massen. Ob die Inhalte stimmen oder nicht. Wir sollten also alle daran interessiert sein, dass Journalisten ausreichend Zeit haben, um sich seriös um ihre Inhalte kümmern zu können.

 

Boulevard und Thesen-Journalismus

Nicht nur der Zeitdruck nimmt zu. In vielen Redaktionen gilt die Devise: «Lieber weniger, aber dafür exklusiv». Das heisst: Journalisten haben zwar kaum mehr Zeit, soll(t)en aber trotzdem eigene, exklusive Geschichten liefern. Die Folge davon (ebenso unzulässig pauschalisiert wie oben): Journalisten suchen «einfache» Geschichten, die man leicht skandalisieren kann. Journalisten stellen Thesen auf und versuchen diese dann auf Biegen und Brechen zu bestätigen. Denn kaum eine Redaktion kann es sich noch leisten, eine anrecherchierte Geschichte einfach fallen zu lassen, nur weil sie vielleicht nicht ganz stimmt...

 

Dieses Verhalten stellt Medienstellen vor eine schwierige Herausforderung. Wie sollen sie künftig einem Journalisten eine «Geschichte ausreden»? Wie sollen sie künftig verhindern, dass völlig normale Fehler, Missgeschicke oder Meinungsverschiedenheiten zu einem «Skandälchen» heraufstilisiert werden?

 

Kommunikationsfachleute sollten also alles Interesse daran haben, dass Journalisten auch mal vergeblich recherchieren können, ohne sichtbares Resultat auf der Frontseite.

 

Glaubwürdigkeit

Von ihr wird viel gesprochen - nur messbar ist sie kaum. Natürlich aber dürfte die Glaubwürdigkeit von Medien und Journalisten langfristig und generell leiden, wenn die Leser- und Hörerschaft künftig vermehrt mit «aufgeblasenen» Geschichten oder sogar Falschmeldungen konfrontiert ist.

Natürlich braucht der «gemeine Medienkonsument» etwas länger, bis er solche Entwicklungen in seinem Alltagskonsum erkennt, aber ich kenne bereits erste Menschen, die sich «über die Medien» aufregen, weil sie seriöse und fundierte Berichterstattung immer mehr vermissen.

 

Was aber bedeutet es für Kommunikationsstellen, wenn ihre Partner und Informationsvermittler, die Journalisten, nicht mehr glaubwürdig sind? Natürlich: Dass auch die vermittelten Inhalte nicht mehr glaubwürdig sind. Und weil der «gemeine Medienkonsument» ja nicht weiss, dass sich ein Redaktor auf eine Medienmitteilung Ihrer Firma bezieht zum Beispiel, weiss der Konsument dann auch nicht, dass er dieser Information ja trotz seines Misstrauens gegenüber den Journalisten durchaus ernst nehmen könnte.

 

Kurz: Auch Medienstellen sind darauf angewiesen, dass Journalisten ihre Glaubwürdigkeit gegenüber der Kundschaft nicht verlieren. Denn die Journalisten sind ihre Vermittler, ihre Botschafter, ihre Mittelsmänner- und frauen.

 

Nehmt teil am Diskurs!

Vielleicht würde man noch weitere Argumente finden, die diese These stützen. Aber als gestresster Journalist habe ich natürlich nicht die Zeit, mich noch länger mit diesem Thema zu befassen... :-)

 

Deshalb noch einmal im Zeitraffer: Gestresste und nachlässig arbeitende Journalisten stellen kurz- und langfristig eine Gefahr dar für die bewährte Zusammenarbeit zwischen Medienstellen und ihren medialen Plattformen. Es muss deshalb auch im Interesse der «Gegenseite» liegen, dass die Verlage mit ihren Sparmassnahmen die Redaktionen nicht völlig aushöhlen. Es muss deshalb auch im Interesse von PR-Profis sein, dass Journalisten auch in Zukunft ihre Arbeit seriös erledigen können.

 

Und deshalb vermisse ich die Stimme solcher PR-Leute ein bisschen im Diskurs um die journalistische Qualität.

 

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Kommentare: 17
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